Verändertes Fließverhalten ändert den Feststofftransport
im Gewässer und verursacht möglicherweise neue Erosions- und
Sedimentationsprozesse. Damit würde sich die Oberflächenform
(„Morphologie“) des Flussbettes und der Uferbereiche neu gestalten, was
wiederum neue Rückwirkungen auf das Fließgeschehen haben kann. Hier
kann sich ein wechselseitiger Wirkungszusammenhang erschließen. Zur
vollständigen Untersuchung der hydrodynamischen Veränderungen gehört
daher auch der Blick auf die wesentlichen Entwicklungstrends an der
Flussbettoberfläche (auf die sog. „Morphodynamik“).
Die wesentliche Frage ist dabei, ob der geplante Fahrrinnenausbau unerwünschte morphodynamische Trends weiter verstärkt. Als solche unerwünschten Trends gelten der Austrag von Sedimenten aus dem Mündungsgebiet in die Deutsche Bucht
und damit die Aufweitung des Flussquerschnitts. Die Folgen wären
weniger Reibung im Flussbett, mehr Wassertransport durch die Tiden und
größerer Tidehub, ferner der Stromauftransport von Sedimenten von
Glückstadt bis Hamburg und höhere Aufwendungen für
Unterhaltungsbaggerungen. Die BAW hat diese Problemkreise in die
Untersuchung der oben genannten Szenarien einbezogen. Sie kam zu den
folgenden Ergebnissen:
Die Feststofftransporte westlich
vom Großen Vogelsand werden sich nicht verändern. Die Nationalparks im
Wattenmeer und auch die Fisch- und Krabbenfangplätze in den Seitenarmen
der Außenelbe bleiben von morphologischen Ausbauwirkungen unberührt.
Vom
Vogelsand stromaufwärts bis etwa zur Lühemündung werden die
Feststofftransporte den bereits heute üblichen Richtungen folgen, wobei
die Mengen leicht zunehmen. Sie finden vor allem im Fahrwasser, weniger
in den Seitenbereichen statt.
Die bisher zwischen Schulau und dem Köhlbrand beobachteten Stromauftransporte werden abgeschwächt.
Die
Auswirkungen auf die Sedimentation in der Fahrrinne sind komplex zu
bewerten. Die Fahrrinnenanpassung wird Sedimentationsprozesse an
anderen Stellen in der Fahrrinne hervorrufen als bisher, und die
Sedimentation kann hier insgesamt leicht zunehmen. Ob diese Zunahme
tatsächlich eintreten wird, ist von den Rahmenbedingungen und der
Organisation der Unterhaltungsbaggerungen abhängig und daher keine
zwangsläufige Folge. Die Zunahmen der Baggermengen können z.B.
reduziert werden, wenn das Baggergut nach dem Ausbau nicht mehr in den
durch Stromauftransport geprägten Abschnitten der Elbe umgelagert wird.